MS-Gesprächsgruppe nach Selbsthilfeprinzip
Der Anstoß kam von der Psychosomatischen Klinik Heidelberg, die damals versuchte in einem Forschungsprojekt eine Reihe von Selbsthilfegruppen bei verschiedenen Krankheiten anzuschieben. Dabei sind sie auf mich gestoßen, weil ich Psychologin war und MS hatte. Es war gar nicht so einfach, motivierte MS-Kranke zu finden, weil das Misstrauen und die Angst groß war. Mir hat vor allem nicht gefallen, dass die Mitarbeiter der Klinik sich dazugesetzt hatten als nichtbetroffene Fachleute. Das hat schon dem Selbsthilfeprinzip widersprochen. Diese Gruppe lief eine Weile, aber nicht gut und ging ein.
Nicht viel später habe ich dann einen neuen Ansatz gefunden zusammen mit Frauen der Schwetzinger MS- Gruppe (AMSEL). Ich habe erst nach einem neutralen Raum gesucht, denn in einer Wohnung wäre das wohl eher in einen Kaffeeklatsch umgekippt. Ich habe einen gefunden im Hebel-Heim Schwetzingen, einem Altersheim, und darauf im Lutherhaus der evangelischen Kirche. Der Zugang war ebenerdig, Toilette war da, eine kleine Küche war dabei, dass Kaffee gekocht werden konnte. Das war dann doch wichtig, weil für einige so ein Kaffeetrinken eben als Treffmöglichkeit vertraut war.
Auch hier gab es Vorbehalte. Zum Beispiel waren nicht alle Frauen dafür, dass die nichtbetroffene Partner draußenbleiben sollten. Da musste ich sehr intensiv argumentieren. Einige sind deswegen sogar abgesprungen.
Als Regeln haben wir uns an die Gesprächsvorgaben der Themenzentrierten Interaktion von Ruth Cohn gehalten: Anfangs und am Ende Blitzlicht, also ein Gefühls-Feedback, Störungen haben Vorrang, Ich-Botschaften senden, keine man - Sätze, alles bleibt in der Gruppe – das waren die Hauptregeln.
Als Gesprächsleiterin und Psychologin war ich also immer wieder gefordert. Die anderen gingen davon aus, dass ich die Gruppe leite. Ich konnte mich nicht fallen lassen, musste die Übersicht bewahren. Das war der Unterschied zu den bisherigen Gruppen, an denen ich teilgenommen hatte. Dabei war ich wahrscheinlich körperlich von allen am schlechtesten dran.
Anfangs haben wir uns regelmäßig vierzehntägig getroffen. Manchmal haben wir auch wirklich nur einen Kaffeeklatsch gemacht. Aber meistens hat das Treffen wirklich funktioniert als Selbsthilfegruppe für MS-kranke Frauen. Es war für mich eindrücklich zu sehen, wie das den meisten klar wurde, wie gut ihnen das tat und wie wichtig es wurde. Und als sie sicherer geworden waren, haben sie die Gruppe immer weniger gebraucht. Irgendwann hat es dann auch aufgehört.
Ihr wart dabei gewesen: Brigitte, Uschi, Barbara, Hedwig, Karin, Doris G., Carola, Ursula, Liane, Helga, Lisl, Elke. Drei sind inzwischen gestorben, von dreien weiß ich nichts mehr. Mit einigen habe ich bis heute einen intensiven Kontakt.
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